15. Calistril
Heute wurde nach langem Warten unser Schiff fertig. Kapitän Merrill
Pegsworthy nahm als freier Piratenkapitän die Taufe auf den Namen „Flying
Spirit“ vor. Ich muss sagen, dass sich Addron bei der Nameswahl unerwarteter
Weise selbst übertroffen hat. Zuerst dachte ich, dass er nur seinem blöden
Geist huldigen will, der als seinen Sturschädel umkreist. Bei längerem
Nachdenken fallen mir zu „Flying Spirit“ allerdings Freiheit, Eigenständigkeit
und die Weite der Weltmeere ein. Das trifft genau meine Weltsicht. Ein Dank an
Kapitän Russale! Vielleicht ist es gut, dass Tana nicht Kapitänin geworden ist,
sonst würde unser Schiff am Ende noch „Fluffy Flower“ oder ähnlich heißen.
Nach der Taufe habe ich mich mit Kapitän Pegsworthy noch
etwas unterhalten. Dabei haben wir etwas über Besmara und Golarion gelaudert.
Dabei hat er mir auch das ein oder andere über sich erzählt. Ehrlich gesagt zum
Ersten, glaube ich, dass er es unbedingt erzählen und mich beeindrucken wollte.
Ehrlich gesagt zum Zweiten, glaube ich, dass er es auch geschafft hat. Seine
Geschichten darüber, wie er ein „Eagle Knight of the Steel Falcons“ wurde und
die „Grauen Korsaren“ haben mich mächtig beeindruckt. Von ihm konnte zudem ich
viel lernen. Zum Beispiel, dass er ein magisches Kettenhemd unter seiner
leichten Piratenkleidung trägt. Und dass seine geilen goldenen Epoletten
wunderbar zu meiner Paraderüstung passen würden. Ich glaube, dass er mich ganz
gut leiden kann. Immerhin hat er mir viel Glück auf meinem Weg zum
Piratenfürsten gewünscht.
Zum Abschied habe ich Kapitän Pegsworthy noch berichtet, was
„meine Crew und ich“ in Kürze noch für Heldentaten vollbringen wollen. Das hat
Kapitän Addron leider gehört und mich in der Bloody Hour von seinem neuen Vollstrecker
auspeitschen lassen. Dabei kam es zu der unschönen Szene, dass mich Maldrek,
der Arsch, zusätzlich noch mit einem Schlagstock niedergestreckt hat. Das wird
mir die Sau noch büßen! Anschließend ist er noch zu Rosie gegangen und hat
versucht, sie gegen mich aufzuwiegeln. Zum Glück weiß Rosi, wer ehrlich zu ihr
ist. Witzig ist, dass unser Dämonenkrieger vor Besmara kuscht. Nachdem er Rosie
erfolglos belabert hat, habe ich den Zorn Besmaras auf Maldrek beschworen. Wie
der gerannt ist… wie ein Hase! Später, in unserer Kabine, haben Rosie und ich
dann dafür gesorgt, dass wir die unschönen Geschehnisse am Ende des Tages ganz
schnell vergessen
16. Calistril
In meiner Schicht als Steuermann ist heute nichts passiert. Auch
mal schön. Wir folgen dem eingeschlagenen Kurs Richtung Bloodcove und
überlegen, ob - beziehungsweise wo – wir am besten ein paar Überfälle auf
Fischerdörfer oder andere Schiffe vornehmen können. Kapitän Pegsworthy hatte
uns zum Abpassen von Schiffen ein Gebiet vor der großen Mündung vor Bloodcove
empfohlen. Dahin sind wir dann auch unterwegs. Nachts wurden wir in Maldreks
Schicht von einigen Sahuagin, diesen schleimigen Fischmenschen angegriffen.
Welch Wunder, Maldrek hat angeblich weder etwas gesehen, noch auch nur
irgendetwas gehört. Wer das glaubt, wird so selig, dass er wahrscheinlich
direkt einen Sitzplatz an der Ehrentafel im Götterpantheon angeboten bekommt. Letztendlich
ist nichts passiert. Den Überfall der Sahuagin haben alle überlebt. Hoffentlich
macht Pandur die Viecher nicht in die Suppe. Ich werde den Satansbraten Maldrek
in den nächsten Tagen mal etwas genauer beobachten und Kapitän Russale jede
Auffälligkeit berichten. Mittlerweile kommt mir Pandur im Gegensatz zu Maldrek
sogar richtig sympatisch vor.
Abends habe ich damit begonnen, vor dem Schlafengehen
Schriftrollen herzustellen. Als erstes habe ich mit Schutz vor Bösem begonnen,
falls Maldrek mir oder Rosie zu nahe auf die Pelle rücken will.
17. Calistril
Der heutige Tag lässt sich recht schnell zusammenfassen: nix
passiert, außer dass ich in voller Fahrt einen etwas größeren Tintenfisch
überfahren habe. Den könnten Pandur oder unser Koch Ambrose gerne ins Essen
schnibbeln! Abends habe ich noch eine Schriftrolle geschrieben, durch die
Besmaras Güte die Angst von einem nehmen kann.
18. Calistril
Heute haben wir in dem Gebiet, das uns Kapitän Pegsworthy
empfohlen hat, patrouilliert. Leider erfolglos. Aber gut, noch ist nicht aller
Tage Abend. A propos: abends wurden wir von einigen Haien umkreist. Gut.
Solange man nicht ins Wasser geht, können einem die Fischlein wohl wenig
anhaben.
19. Calistril
Ein Schiff! Das wird unser erster Sieg, sobald wir… ach
verdammt, wenn nur dieses stundenlange Verfolgen nicht wäre. Aber gut, sei es,
wie es ist. Wir hängen uns hinter unsere baldige Prise und dank unseres
schnellen Schiffes und meiner hervorragenden Seemannskunst kommen wir mit jedem
Wellenschwung näher.
Das Einholen hat doch länger gedauert, als erwartet. Als wir
in Schlagdistanz waren, wurde es bereits dunkel. Das andere Schiff holte einige
Segel ein, um im nicht mehr ganz so tiefen Wasser eventuelle Untiefen
frühzeitig erkennen und umfahren zu können. Jetzt machte sich unser Glasboden
bezahlt! Da das Wasser sehr klar war, konnte Rosie mit meiner Everburning Torch
durch den Glasboden nach gefährlichen Felsen Ausschau halten und uns frühzeitig
warnen. Dadurch konnten wir etwas schneller als das andere Schiff fahren und es
weiterhin Stück für Stück einholen.
Der Schusswechsel war sehr aufregend. Ein paar unserer
schweren Ballisten trafen, ein paar nicht. Immerhin trafen wir besser als die
mit ihren Katapulten. Allerdings schossen sie auf das Sternkastel, auf dem ich
unser Schiff steuerte! Na ja, ich scheine in den Augen der Gegner als
Steuermann wohl wichtiger als der Kapitän zu sein, sonst hätten sie Addron ja
wohl ins Visier genommen. Nachdem wir ihr Ruder zerschossen hatten, konnte
unser Gegner nur noch geradeaus fahren. Ha! Das weitere Annähern war für mich
ein Kinderspiel. Kapitän Addron gab Maldrek, der die Mannschaft beim Entern
führen sollte, den Befehl loszuschlagen und wir alle warteten, bis es losging.
Ja, wir warteten. Aber Maldrek, hatte wohl zu lange am
Schwefel gerochen, oder was?! Er verweigerte die Ausführung des Befehls! Warum?
Keine Ahnung. Auf jeden Fall scheint dieser Kerl sie nicht alle zu haben, wenn
er mitten im Kampf mit dem Kapitän einen Streit anfängt. Keine Ahnung, wie,
aber letztlich enterten wir das gegnerische Schiff ohne eigene Verluste. OK, es
gab einige Verletzte, aber wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne.
So, Schlafenszeit. Addron ist fuchsdämonswild und ich bin
hundemüde. Das andere Schiff ist sicher mit unserem verbunden. Wir haben der
anderen Mannschaft angeboten, sie leben zu lassen, wenn sie Ihr Schiff unter
unserer Anweisung nach Bloodcove steuert. Ich werde Kapitän Russale
vorschlagen, dass er mich das Kommando über das andere, etwas größere Schiff
übernehmen lässt. Ansonsten ist mir gerade alles egal, ich will in meine Koje.
Alles Weitere wird der morgige Tag bringen. Ich bin allerdings gespannt, wie
Addron auf Maldreks Verhalten reagiert.
20. Calistril
Der Tag begann mit einer wunderbaren Fleischbeschau. Wir
ließen die gefangenen Seemänner antreten und stellten sie vor die Wahl, Ihr
Leben gleich wegzuschmeißen oder unser neues Schiff nach Bloodcove zu schleppen.
Keiner ist aus der Reihe getanzt, insofern haben sie höchstens Sklaverei zu
befürchten. Mal sehen, vielleicht kann man den ein oder anderen gebrauchen. Letztendlich
sind wir doch alle Seefahrer und irgendwie verbindet uns ein unsichtbares Band.
Warum sollen wir sie also nicht in unsere Reihen aufnehmen, wenn sie Kapitän
Russale die Treue schwören?
Der Tag verging ansonsten ereignislos. Durch das angebundene
Schiff kamen wir etwas langsamer voran. Interessant wurde es jedoch in der
Bloody Hour. Dieses Mal war Maldrek dran. Kapitän Russales Strafe hieß 1x
Kielholen. Der noch dreckige, bald wohl saubere Dämonenbastard hatte es auch mehr
als nur verdient! Ich finde die Strafe sogar etwas zu mild, wenn man bedenkt,
dass er während eines Entermanövers einen Befehl verweigert hat und wir erst
aus einem Dock kommen. Da gab es ja kaum Gelegenheit für Muscheln und sonstiges
Geviechs, sich ans Schiff zu heften. Aber gut, als erster Schuss vor den Bug
reicht 1x Kielholen allemal. Während ich wegen Maldreks verkniffener Miene langsam
in Volksfeststimmung geriet und auch Rosie ziemlich ausgelassen wirkte, hatte
ich eine leise Vorahnung, dass er dies nicht einfach so über sich ergehen
lassen würde. Während er unter dem Schiff langgezogen wurde, brachen vier im
gestrigen Kampf verletzte Seemänner nach einigen erstickten Schreien plötzlich
tot zusammen. Zunächst wusste niemand, was geschehen war. Lady Sandara ist nach
wie vor der Überzeugung, dass hier keine finstere Macht am Werke war. Nachdem
ich mir Maldrek jedoch genauer angesehen hatte, wusste ich einfach, dass er die
unheilige Kraft seines Gottes, dessen Namen ich nicht aufschreiben werde,
während des Kielholens gegen die Besatzung kanalisiert hatte. Um noch mehr Tote
zu verhindern – selbst, wenn es sicherlich auch Maldrek getroffen hätte –
beschloss ich, Addron anzulügen, was meine Erkenntnisse hinsichtlich der
Ereignisse an Bord waren. Ich verriet ihm nicht, dass ich genau wusste, was
Maldrek getan hatte und ich habe den Eindruck, dass Addron mir zum Glück geglaubt
hat. Bin ich ein Held? Habe ich ritterliche Züge? Decke ich Maldrek, weil ich
glaube, dass ich ihn zu einer besseren Lebensweise bewegen kann? Dreimal ein klares
Nein! Ich log unseren Kapitän nur an, um Maldrek gegenüber ein Druckmittel zu
haben. In einem ruhigen Moment ging ich zu ihm, konfrontierte ihn mit meinem
Wissen und bot ihm den Handel an, dass ich ihn nicht verpfeife, wenn er Rosie und
mich zukünftig nicht mehr gegeneinander ausspielt und uns auch sonst in keiner
Weise schadet. Sollte Rosie etwas passieren und auch nur der leiseste Verdacht
bestehen, dass Maldrek etwas damit zu tun haben könnte, würde ich ihn ans
Messer liefern. Anschließend nahm ich Rosie einen Blutschwur ab, nicht zu
verraten, was ich ihr gleich anvertrauen würde. Außer natürlich, wenn der Fall eintritt, den ich ihr gleich beschreiben würde. Ich vertraute ihr mein Wissen über Maldreks Tat an. Sollte mir etwas passieren und
auch nur der leiseste Verdacht bestehen, dass Maldrek etwas damit zu tun haben
könnte, sollte sie Kapitän Russale alles erzählen. Dies ließ ich Maldrek
als meine Art von Lebensversicherung wissen.
Insofern hoffe ich, dass Maldrek Rosie und mich in Ruhe
lässt. Was er mit den übrigen Crewmitgliedern anstellt, ist seine Sache. Sollte
die Geschichte zwischen uns auf Basis dieses wunderbaren Deals aus der
Welt geschafft sein, werde ich mir sogar Mühe geben, ihm zukünftig so
unvoreingenommen wie möglich gegenüberzutreten. Vergessen werde ich den Handel
allerdings nie.
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