Freitag, 15. Mai 2015

Logbuch Stingray





Ich sorge mich um Commodore Russale. Heute war mal wieder einer der Tage, an denen er morgens nicht auf Deck erschien, mir durch seine Kabinentür bis auf Weiteres das Kommando übertrug und sich dann einige Zeit nicht blicken lässt. Niemand unter uns Offizieren weiß, was er in solchen Phasen durchlebt. Werden wir es je erfahren? Das weiß wohl nur die durchlauchte Königin der See. Sei es drum, wir haben eine Mission. Wie in den vorherigen Logbucheinträgen zu lesen ist, sollten wir zur Slithering Coast segeln, um eine Naga namens Salis zu finden. Sie sollte uns den Aufenthaltsort eines der verdammten Chelaxianischen Spione verraten. Natürlich stellt sich die Frage, warum sie dies eigentlich tun sollte. Aber gut, wer will es sich schon mit Stingray, dem zukünftigen Piratenfürsten verscherzen?

Die Fahrt entlang der Slithering Coast entpuppte sich als Probe meiner seefahrerischen Fähigkeiten. Durch die in das Meer fließenden Flüsse herrschte eine starke Querströmung, welche an das Parallelfahren zur Küste höchste Ansprüche stellte. Natürlich konnte ich das Schiff auf Kurs halten, aber einige meiner Begleiter hätten es sicherlich nicht geschafft. Nachdem Carnage den Hügel-mit-markantem-Baum ausgemacht hatte, übergab ich das Schiff an meinen Bootsmann Chuck-Chuck Seafeather und befahl Carnage und Doktaa Korag, mich zu begleiten. Mit dem Schiff aus meinem "Besmara's Tricorn" begaben wir drei Haudegen uns an Land. Für die Suche nach Salis hatten wir folgenden Hinweis bekommen (zumindest, soweit ich mich daran erinnere, da durchaus etwas Rum im Spiel gewesen sein könnte):
  "Haltet Ausschau nach einem Hügel, auf dessen Gipfel ein markanter Baum thront [...] /
  Auf der Westseite eines Flusses der in die Bucht fließt [...] /
  Dort ist ein Becken, an dem ihr auf Salis warten solltet [...]"
Einfacher ging es anscheinen kaum, da in östlicher Richtung zum erwähnten Hügel ein Fluss ins Meer mündete. Während unser Besmara's-Tricorn-Boot unter meiner alleiniger Muskelkraft flussaufwärts gerudert wurde, versuchte Carnage gemäß unseren Hinweisen "auf der Westseite des Flusses" ein Becken oder Tümpel oder sonstwas zu erspähen. Doktaa Korag schwebte hin und wieder etwas über den Dingen und berichtete aus der Vogelperspektive, was er sah: kein Becken, kein Tümpel, nur grünes Dickicht. Carnage fragte mich während des Ruderns öfters, ob ich denn noch könne. Pah! Ein Stingray lässt sich doch von etwas Strömung nicht aus der Reserve locken. Zugegeben, die Anstrengung trieb mir einige Schweißperlen auf die Stirn. Während ich mein Durchhaltevermögen bewies, redete Carnage ununterbrochen von seiner brutalen Geburt, dass er dabei seine Mutter innerlich zerrissen hatte und so weiter und so fort. Ich glaube, dass der Kerl ungelogen irgendwelche Persönlichkeitsstörungen oder andere Probleme hat. Wer redet denn so über seine Mutter, wenn diese bei der Geburt gestorben ist? Ich wäre froh, meine wäre noch unter uns und der Dämonenclown schwafelt die ganze Zeit so ein Mist? Hoffentlich ist die Suche nach Salis bald vorbei.

Nach guten zwei Stunden Flussaufwärtsrudern hatten wir immer noch nichts gefunden. Welch gequirlte Kelpiekacke! Meine Laune schwand so langsam. Wir beschlossen, an Land zu gehen und den Fluss auf besagter Westseite zur Küste zurückzulaufen. Dabei durchquerten wir die beschissene grüne Hölle von Dschungel etwas weiter weg vom Fluss, falls wir das gesuchte Becken auf dem Hinweg einfach übersehen haben sollten. Freunde, wenn man alleine gegen die Strömung rudert, kommt man schon durchaus langsam voran. Das Durch-den-Drecksdschungel-Hacken ist jedoch die Mutter aller Schneckentempos! Nachdem ich Carnage mehrfach erklären musste, warum ich das mächtigste Schwert Golarions nicht als Buschmachete missbrauche, schredderte ich noch frustrierter und noch genervter mit meinem meisterlichen Rapier einen Weg durch das fast undurchdringliche Blattwerk.
Plötzlich wurde ich durch ein aufgescheuchtes Summen und unheilverkündendes Brummen aus der grünen Lethargie gerissen.
 
Source: Paizo
Beim Schreddern muss ich wohl einen Moskito erwischt haben. Das alles wäre nicht ganz so schlimm, wenn es sich insgesamt nicht um zwei steuerradgroße Moskitos mit einem riesigen Schwarm ihrer Babies gehandelt hätte. Wir schlugen, stachen und fluchten die beiden Riesenmoskitos nieder, gegen den Schwarm war aber kein Kraut gewachsen. Ein großer Dank geht an dieser Stelle an Doktaa Korag, der uns mit kernigen Eiszaubern und einem beherzten Blitzschlag den warzigen Dämonenarsch und den glatten Halbelfenpopo rettete.
Nach weiteren Stunden, die wir für das Durchqueren das dichtesten Dschungels Golarions verschwendeten, waren wir endlich an der Küste zurück und bestiegen in der Hoffnung nach etwas mehr Aussicht den Hügel mit dem markanten Baum, den wir vom Meer ausgemacht hatten. Besagter baumus markantus entpuppte sich übrigens als Jucamisbaum. Welch Geschenk unter all den nutzlosen grünblättrigen Gewächsen, mit denen wir uns im bisherigen Verlauf des Tages konfrontiert sahen. Aus den Blättern des Jucamisbaumes lässt sich eine Paste auskochen, mit der man wunderbar Schiffe abdichten kann. Während ich den Baum hochkletterte, um unseren alchemiebegabten Gefährten einige Portionen Grünfutter einzusammeln, dachte ich mir die Geschichte aus, dass man den Sud der Blätter auch trinken kann, und sich dadurch einige Krankheiten heilen lassen. Doktaa Korag hat es übrigens geglaubt. Nun ja, es soll ja Fälle geben, in denen alleine die Einbildung und der Glaube daran für medizinische Wunder gesorgt hat. Vielleicht hilft es unserem Orkschamanen ja. Nachdem wir den Hügel nach Norden hinter uns ließen, kamen wir ganz nebenbei bemerkt ziemlich schnell an eine beckenartige Vertiefung, die mit Wasser gefüllt war. Auf gut Glück riefen wir nach Salis, der Naga, und warteten.
 
Source: Paizo
Einige Zeit später fing das Becken an zu blubbern, der See zerriss und Salis stieß ihren Schlangenkopf imposant durch die Wasseroberfläche. Insgesamt war es zwar ein nettes Schauspiel, allerdings hatte davor nicht einmal Carnage Angst. Nach einem gewissen diplomatischen Abtasten, welches ich natürlich für mich entscheiden konnte, konnten wir Salis zu einem Deal bewegen. Sie würde uns die Informationen geben, die wir wollten, wenn wir eine andere Naga aus einer nahegelegenen Behausung vetreiben würden, die angeblich einmal ihr gehört hatte. Die Queste wäre dann gelöst, wenn die Naga namens Munarai zwar vertrieben, aber nicht getötet war. Bei Muranai sollte es sich übrigens um einen Verflossenen... äh, also um einen Geschäftspartner handeln, mit dem Salis nichts mehr zu tun haben wollte. Auf die Frage, welche Geschäfte sie denn zusammen durchgezogen hatten und was denn vorgefallen sei, wurde die Gute etwas verschnupft und trug uns auf, umgehend ihren Auftrag zu erledigen, wenn wir an dem Informationsdeal weiterhin festhalten wollten.

An der Behausung angekommen - eine für eine Naga wohl schmucke Höhle -, eröffnete ich die Situation ganz staatsmännisch. Ich rief laut nach Muranai, der postwendend aus dem Höhleneingang angeschlängelt kam und sich als recht aufbrausender Zeitgenosse präsentierte. Mit fester Stimme rezitierte ich den Grund unseres Hierseins: [Bevor man nun weiterliest, wollte man folgenden Link anschauen https://www.youtube.com/watch?v=5b5RUWMeP3k und sich das dort gezeigte Video von 1:21 bis 1:37 anhören] ...Wie gesagt erklärte ich Muranai furchtlos: "Naga geh weg von hier / Du bist zu schlecht für / einen Battle gegen uns / Naga Du wirst totgebumst!" Ich beschreibe Euch die nachfolgenden Sekunden mal so: leider hat Muranai die einerseits gut aber andererseits auch sehr ernst gemeinte Warnung nicht verstanden und griff uns unmittelbar an. Ja, OK, sein Fehler. Im Hintergrund fing Doktaa Korag an, irgendeinen Mist zu brabbeln. Egal, wichtig ist, was an der Front geschah. Nachdem das überhebliche Naga-Männchen Bekanntschaft mit dem mächtigsten Schwert Golarions gemacht hatte, brach es ohnmächtig zusammen. Ich bin immer wieder erstaunt, was diese Klinge alles vermag! Als nächstes fesselten Doktaa und Carnage den überdimensionalen Wurm in einer beeindruckenden Art und Weise. Ehrlich, Freunde, die Bondage-Ladies aus dem House of the stolen Kisses hätten es nicht besser gemacht. Ich glaube, dass Carnage in der Nacht mit unserer Chefin Tessa Fairwind viel gelernt hat und er kammeradschaftlich, wie wir ihn nun mal kennen, dieses Wissen in einem ruhigen Moment mit Korag geteilt hat. Respekt! Nachdem Muranai sicher verschnürt war, weckte ich ihn durch einige sanfte Stiefeltritte und erklärte ihm zunächst, dass ich ihn ja gewarnt hatte. Ich ließ seine Schimpftirade über mich ergehen und bat Carnage, ihm höflich aber bestimmt klar zu machen, dass er sich ein für alle Mal von hier verpissen und Salis zudem in Ruhe lassen sollte. Man kann über den Dagonsjünger sagen was man will, aber solche Jobs kann er einfach. Muranai zog kleinlaut von dannen und ward nicht mehr gesehen.



Zurück bei Salis schilderte ich ihr so sachlich wie möglich den erfolgreichen Abschluss unserer Queste. Sie trug uns auf, ihr zu folgen und führte uns zu einer schon sehr angewesten Leiche, welche sich zu Lebzeiten als Varad vorgestellt hatte. Varad nervte die an der Küste wohnenden Nages mit komischen Fragen, darunter vor allem Fragen zu Flottenbewegungen einiger einflussreicher Piraten. Mit der Zeit verfestigte sich bei den Nagas der Verdacht, dass sie es wohl mit einem feindlichen Spion zu tun hatten. Als Varad dann auch noch Gifte einkaufen wollte, beschlossen sie, ihn zu töten. Salis erklärte uns, dass der Deal damit erledigt sei, da sie nicht mehr wisse. Carnage und ich regten uns über diese Abzocke standesgemäß auf. Hätte Doktaa Korag und nicht mit einem verheißungsvollen Lächeln in seiner grünen Orkvisage zur Raison gebracht, hätten wir sicherlich einen Knoten in Salis gemacht. A propos Knoten! Beim Durchsuchen der Leiche fanden wir ein dünnes, mehrfach geknotetes Seil. Ich erinnerte mich, dass es sich dabei um einen Sagawanischen Marinecode handelte, der in der Zeit vor der Unabhängigkeit Sagawas von Cheliax verwendet wurde. Leider können wir den Knotencode nicht entschlüsseln. Ich bin mir allerdings absolut sicher, dass mein Mentor Hafenmeister Gandron aus Port Freedom weiß, an wen wir uns wenden müssten, um den Code entschlüsseln zu lassen. Da ich ihm sowieso anbieten wollte, mir als Offizier zu folgen, haben wir nun ein Grund mehr, in der legandäre Port Freedom einzulaufen. Doktaa Korag wartete in der Zwischenzeit übrigens geduldig, bis Carnage und ich ihm unsere Aufmerksamkeit schenkten. Nach einigen Augenblicken der Stille begann Korag, dem Leichnahm mit ruhiger Stimme einige Fragen zu stellen.
Source: Disney
Zu meinem Entsetzen bewegte Varad seinen Halb-Fleisch-Halb Knochenkiefer und gab - mir schien es, als täte er es widerwillig - Doktaa Korag mit gepresster Stimme Antworten.
"Wer sind die obersten Verräter in den Shackles?" - "Die verfluchte Piratenbrut."
"Wer waren Deine Auftraggeber, die Dich hierher geschickt haben?" - "Zarskia Galemba"
An dieser Stelle verlor Korag seine Konzentration und fragte sich selbst: "Is das ne Frau?" Sehr zu Korags Ärger antwortete Varad mit ja. Auf unsere verwunderten Blicke erklärte Korag uns, dass er einem Leichnahm nach so einer langen Zeit nur ein paar Fragen stellen konnte, bevor der Zauber zu schwach wurde. Leider zählte Varads Antwort wohl für das Zauberritual, denn Korag schaffte es nur noch unter größter mentaler Anstrengung, ihm eine einzige Frage zu stellen.
"Wo wäre Dein Treffpunkt nach diesem Auftrag gewesen?" - "Am [Datumsangabe] bei [Koordinatenangabe auf See]"
Anschließend war Varad wieder so tot wie er aussah.

Für uns war das weitere Vorgehen klar. Sobald es unser Terminplan zuließ, müssen wir nach Port Freedom und mit Hafenmeister Gandron reden. Zuvor sollten wir jedoch nach Port Perril, um uns nach Zarskia Galemba umzuhören. Dort hatte ich sowieso noch ein Treffen mit einem Magus, der mein Schwert identifizieren soll. Sollte zwischen der Informatinsbeschaffung zu Zarskia und der Identifzierung des Schwertes noch Zeit sein, können wir je nach Zeitfenster eventuell Jamis Kraft in Drenchport aufsuchen. Wer auch immer dies ist, er soll auch etwas über die Chelaxianischen Spione wissen; die wir im Auftrag unserer Chefin Tessa Fairwind suchen.


Im Nachhinein ist mir übrigens ein kleiner Irrtum aufgefallen. An die Botschaft, wo wir nach Salis suchen sollten, erinnerte ich mich nur noch durch den Nebel eines ru(h)mreichen Abends. Daher hatte ich sie zugegebener Maßen geringfügig falsch interpretiert. Anstelle von
  "Haltet Ausschau nach einem Hügel, auf dessen Gipfel ein markanter Baum thront [...] /
  Auf der Westseite eines Flusses der in die Bucht fließt [...] /
  Dort ist ein Becken, an dem ihr auf Salis warten solltet [...]"
sollte es wohl heißen:
  "Haltet Ausschau nach einem Hügel auf dessen Gipfel ein markanter Baum thront. Er befindet
    sich auf der Westseite eines Flusses, der in eine Bucht fließt. Dort ist ein Becken, an dem ihr
    auf Salis warten solltet."
Hm, wenn man die vermeintlichen Lücken ignoriert und die Sätze ein wenig anders zusammenstellt, entspricht diese Version den Örtlichkeiten, wie wir sie vorgefunden haben, ziemlich genau. Ja, OK, war doof, wir hätten vielleicht gar nicht stundenlang durch den Dschungel rennen müssen. Ich sag mal so: Als zukünftiger Piratenfürst ist es gut, sich selbst in den entlegensten Winkeln der Shackles auszukennen. Insofern war unsere Dschungelexpedition ein voller Erfolg.

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