2. Calistril
Heute heben wir den ganzen Tag auf See verbracht. Laaaangweilig.
Mutti, wie ich Master Scourge gerne im Geiste nennen, hat Davor und mich zum
Deckschrubben eingeteilt. A propos Lappen: Alderon, der den ganzen Tag in
Frauenkleidern herumrennt, scheint ein echtes Naturtalent zu sein, wenn es ums
Schrubben geht. Zugegeben, er hat es mit seiner vergeistigten Art auf einem
Schiff auch nicht allzu leicht. Wobei… immerhin hat er es mehrfach geschafft,
sich abends mit Tala in ein stilles Ecklein zurückzuziehen. Auf seine
abendlichen Stelldicheins mit der Elfe angesprochen, behauptet er doch steif
und fest, dass sie nur Zaubersprüche austauschen. Hehe, is klar. Ehrlich gesagt
hoffe ich aber fast für ihn, dass das tatsächlich stimmt. So unentspannt, wie Tala
die ganzen letzten Tage herumläuft, hat sie entweder selbige oder es wäre eher
ein Armutszeugnis für Alderon, wenn da mehr wäre.
Abgesehen davon braut Alderon nachts immer irgendwelche
Tränke. Ich sollte ihn mal fragen, ob er mir eine schöne, dicke Creme
herstellen kann, mit der ich Pandurs Fell eincremen kann. Wäre das geil,
zuzuschauen, wie sich Riesenbabykatze versucht, sich wieder sauberzulecken. Je
mehr ich darüber nachdenke, desto sinnvoller erscheint mir das Vorhaben. Am
besten, Alderon möglichst bald mal drauf ansprechen.
Zwischen Rosi und mir läuft es prima. Ich glaube, dass ich
sie wirklich gerne um mich habe. Auf meiner Fiedel spielt sie sozusagen die
erste Geige. Ich war selbst erstaunt, mit welcher Vehemenz ich den paar Idioten
gedroht habe, die sie scheiße behandeln. Memo an mich: wenn ihr die Penner
nochmal querkommen, geht der Stachelrochen mal wieder auf nächtliche Jagd.
3. Calistril
Heute hat das Jüngste Gericht begonnen. Erstens hat Mutti
mich unverständlicher Weise zum Bilge putzen eingeteilt. Welch Verschwendung,
jemand zu so einer Scheiße zu verdonnern, der es im Segelhandwerk so drauf hat,
wie ich. Als wäre das nicht genug, gibt es auf dem scheiß Kutter hier nichts zu
Saufen. Mir ist den ganzen Tag schlecht, ich habe kalte Schweißausbrüche und
kotze dazu noch laufend in das widerliche Bilgenwasser. Schlimmer kann es nicht
kommen, ich fühle mich, als hätte sich Addron auf mich gesetzt. Wenn ich nicht
gleich einen Schluck Rum bekomme, dann zünde ich hier irgendwas an! Oder ich
schneide Butt-Plugg ein Ohr ab. Ich bin körperlich am Ende. Vielleicht kann
Rosi mich auf andere Gedanken bringen.
4. Calistril
Ich fasse es nicht, Mutti hat mich wieder zum Bilgeputzen
geschickt. Und das bei Sturm. Wie soll man den scheiß Boden sauber bekommen,
wenn sich das Schiff die ganze Zeit hin und her wirft? Das Ergebnis am Ende
meiner Schicht sah dann auch dementsprechend aus, was mir in der Bloody Hour
einen Platz in der allerersten Reihe beim Auspeitschen eingebracht hat. Wenn
ich Scourge, die Sau, mal im Dunkeln alleine auf einem Landgang erwische,
schiebe ich ihm einen Hafenpoller so tief in seinen Arsch, dass er dabei ein
paar Zähne verliert. Rosi hat sich zwar wirklich liebreizend um mich gekümmert,
aber davon gehen die Peitschenstriemen auch nicht weg. Zum Glück hat sie kein
Problem, dass sich Sandara meiner Wunden angenommen und mich geheilt hat. Ich
muss sagen, es beeindruckt mich schon, dass sie die Macht von Besmara, die
Königin aller Piraten, anzapfen kann. Diese Besmara scheint eine fürs
Piratenleben recht nützliche Göttin zu sein.
Nebenbei habe ich mich mit einigen eher leichten Matrosen
aus der Besatzung unterhalten und dabei aufgeschnappt, dass Kapitän Plugg entweder
zu blöd ist, um den Kurs zu halten oder dass hier irgendetwas im Busch ist. Der
Kurs, den unser Schiff eingeschlagen hat, führt auf jeden Fall nicht mehr nach
Port Peril, sondern eher Richtung nach Bloodcove. Gerüchten zufolge will Plugg zuvor
sogar nach Rickety's Squibs um das Schiff umbauen zu lassen und so nicht mehr
auf den ersten Blick erkannt zu werden. Ich frage mich zwei Sachen: Erstens, wo
bekomme ich einen Schluck Rum her und zweitens, was würde unser eigentlicher Kapitän
Barnabass Harrigan wohl zur aktuellen Situation sagen?
5. Calistril
Aufgewacht und Sturm. Nochmal in Koje herumgedreht und
Durst. Wenn der Tag so beginnt, kann er ja nur besser werden. Ehrlich gesagt,
wurde er das sogar, denn Mutti hat mir Dienst am Hauptsegel zugeteilt. Endlich
sind meine Fähigkeiten mal nicht verschwendet. Gerade als Land in Sicht kam,
wurden wir von diesen schäbigen Wassergoblins, Grindylows, angegriffen. Endlich
konnte ich meinem Beinamen mal wieder alle Ehre machen und mit meinem Rapier einige
dieser Goblopussen aus dem Leben stechen.
Nach dem Kampf haben wir dann ziemlich schnell festgestellt,
dass zwar niemand gefallen ist, aber ein mit bis dahin nur flüchtig bekannter
Matrose und Sandara, unsere Piratenpriesterin, fehlen. Da das Schiff durch den
Sturm sowieso sehr stark beschädigt war, schickte Kapitän Plugg mich, Rosi und
die üblichen Verdächtigen für höchstens 48 Stunden auf die Insel, um die
Wasservorräte aufzufüllen. Da Sandara mich schon mehrfach geheilt hatte und ich
zugegebener Maßen auch noch etwas mehr über Besmara erfahren wollte, haben wir
den Kapitän gebeten, nach den Vermissten suchen zu dürfen. Ich war erstaunt,
wie wenig ihm seine Crew wert ist. Ob unser richtiger Kapitän Harrigan genauso
denkt? Solange wir in zwei Tagen wieder an Bord sind und ausreichend Wasser
auftreiben konnten, dürfen wir auf der Insel aber immerhin tun und lassen, was
wir wollen. Wenigstens das, wir können Sandara und den anderen suchen und haben
zwei Tage Ruhe vor Butt-Plugg und der menschgewordenen Plage Scourge.
Die Überfahrt zur Insel war das erste Kommando des
zukünftigen Piratenfürsten Sebahel „Stingray“ Sommar! Das mir anvertraute
Rettungsboot trägt ab sofort den Namen „Stingray’s Rise“. Nachdem ich mich am
Mast postiert und mit meinem glanzvollen Rapier den Kurs gewiesen hatte, musste
ich allerdings feststellen, dass Matrose Addron Russale sehr störrig ist. Nur
weil sich der feine Herr Barbar gestern mal gewaschen hat, wollte er wohl eine
extra Einladung zum Rudern. Als guter Kapitän weiß ich natürlich, wie ich meine
Crew anzupacken habe. Da ich Addron nicht gleich meine harte Hand spüren lassen
wollte – ihm zuliebe vor allem nicht vor den anderen – habe ich seine
körperliche Attacke einfach mal großzügig ignoriert. Letztendlich kocht er auch
nur mit dem Wasser, und das wohl auch nur, wenn wir unter meinem Kommando
welches finden. Wenn ich erst einmal Kapitän eines großen Piratenschiffes bin
und er sich mir gegenüber ordentlich verhalten hat, kann ich mir trotz allem vorstellen,
ihm einen einflussreichen Offiziersrang anzubieten.
Nachdem ich als Kapitän die fremde Insel standesgemäß als
erster betreten habe, machten wir uns direkt auf den Weg, Wasser und die Vermissten
zu finden.
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