Donnerstag, 20. März 2014

Logbuch von Sebahel "Stingray" Sommar

2. Calistril

Heute heben wir den ganzen Tag auf See verbracht. Laaaangweilig. Mutti, wie ich Master Scourge gerne im Geiste nennen, hat Davor und mich zum Deckschrubben eingeteilt. A propos Lappen: Alderon, der den ganzen Tag in Frauenkleidern herumrennt, scheint ein echtes Naturtalent zu sein, wenn es ums Schrubben geht. Zugegeben, er hat es mit seiner vergeistigten Art auf einem Schiff auch nicht allzu leicht. Wobei… immerhin hat er es mehrfach geschafft, sich abends mit Tala in ein stilles Ecklein zurückzuziehen. Auf seine abendlichen Stelldicheins mit der Elfe angesprochen, behauptet er doch steif und fest, dass sie nur Zaubersprüche austauschen. Hehe, is klar. Ehrlich gesagt hoffe ich aber fast für ihn, dass das tatsächlich stimmt. So unentspannt, wie Tala die ganzen letzten Tage herumläuft, hat sie entweder selbige oder es wäre eher ein Armutszeugnis für Alderon, wenn da mehr wäre.
Abgesehen davon braut Alderon nachts immer irgendwelche Tränke. Ich sollte ihn mal fragen, ob er mir eine schöne, dicke Creme herstellen kann, mit der ich Pandurs Fell eincremen kann. Wäre das geil, zuzuschauen, wie sich Riesenbabykatze versucht, sich wieder sauberzulecken. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sinnvoller erscheint mir das Vorhaben. Am besten, Alderon möglichst bald mal drauf ansprechen.
Zwischen Rosi und mir läuft es prima. Ich glaube, dass ich sie wirklich gerne um mich habe. Auf meiner Fiedel spielt sie sozusagen die erste Geige. Ich war selbst erstaunt, mit welcher Vehemenz ich den paar Idioten gedroht habe, die sie scheiße behandeln. Memo an mich: wenn ihr die Penner nochmal querkommen, geht der Stachelrochen mal wieder auf nächtliche Jagd.

3. Calistril

Heute hat das Jüngste Gericht begonnen. Erstens hat Mutti mich unverständlicher Weise zum Bilge putzen eingeteilt. Welch Verschwendung, jemand zu so einer Scheiße zu verdonnern, der es im Segelhandwerk so drauf hat, wie ich. Als wäre das nicht genug, gibt es auf dem scheiß Kutter hier nichts zu Saufen. Mir ist den ganzen Tag schlecht, ich habe kalte Schweißausbrüche und kotze dazu noch laufend in das widerliche Bilgenwasser. Schlimmer kann es nicht kommen, ich fühle mich, als hätte sich Addron auf mich gesetzt. Wenn ich nicht gleich einen Schluck Rum bekomme, dann zünde ich hier irgendwas an! Oder ich schneide Butt-Plugg ein Ohr ab. Ich bin körperlich am Ende. Vielleicht kann Rosi mich auf andere Gedanken bringen.

4. Calistril

Ich fasse es nicht, Mutti hat mich wieder zum Bilgeputzen geschickt. Und das bei Sturm. Wie soll man den scheiß Boden sauber bekommen, wenn sich das Schiff die ganze Zeit hin und her wirft? Das Ergebnis am Ende meiner Schicht sah dann auch dementsprechend aus, was mir in der Bloody Hour einen Platz in der allerersten Reihe beim Auspeitschen eingebracht hat. Wenn ich Scourge, die Sau, mal im Dunkeln alleine auf einem Landgang erwische, schiebe ich ihm einen Hafenpoller so tief in seinen Arsch, dass er dabei ein paar Zähne verliert. Rosi hat sich zwar wirklich liebreizend um mich gekümmert, aber davon gehen die Peitschenstriemen auch nicht weg. Zum Glück hat sie kein Problem, dass sich Sandara meiner Wunden angenommen und mich geheilt hat. Ich muss sagen, es beeindruckt mich schon, dass sie die Macht von Besmara, die Königin aller Piraten, anzapfen kann. Diese Besmara scheint eine fürs Piratenleben recht nützliche Göttin zu sein.
Nebenbei habe ich mich mit einigen eher leichten Matrosen aus der Besatzung unterhalten und dabei aufgeschnappt, dass Kapitän Plugg entweder zu blöd ist, um den Kurs zu halten oder dass hier irgendetwas im Busch ist. Der Kurs, den unser Schiff eingeschlagen hat, führt auf jeden Fall nicht mehr nach Port Peril, sondern eher Richtung nach Bloodcove. Gerüchten zufolge will Plugg zuvor sogar nach Rickety's Squibs um das Schiff umbauen zu lassen und so nicht mehr auf den ersten Blick erkannt zu werden. Ich frage mich zwei Sachen: Erstens, wo bekomme ich einen Schluck Rum her und zweitens, was würde unser eigentlicher Kapitän Barnabass Harrigan wohl zur aktuellen Situation sagen?

5. Calistril

Aufgewacht und Sturm. Nochmal in Koje herumgedreht und Durst. Wenn der Tag so beginnt, kann er ja nur besser werden. Ehrlich gesagt, wurde er das sogar, denn Mutti hat mir Dienst am Hauptsegel zugeteilt. Endlich sind meine Fähigkeiten mal nicht verschwendet. Gerade als Land in Sicht kam, wurden wir von diesen schäbigen Wassergoblins, Grindylows, angegriffen. Endlich konnte ich meinem Beinamen mal wieder alle Ehre machen und mit meinem Rapier einige dieser Goblopussen aus dem Leben stechen.
Nach dem Kampf haben wir dann ziemlich schnell festgestellt, dass zwar niemand gefallen ist, aber ein mit bis dahin nur flüchtig bekannter Matrose und Sandara, unsere Piratenpriesterin, fehlen. Da das Schiff durch den Sturm sowieso sehr stark beschädigt war, schickte Kapitän Plugg mich, Rosi und die üblichen Verdächtigen für höchstens 48 Stunden auf die Insel, um die Wasservorräte aufzufüllen. Da Sandara mich schon mehrfach geheilt hatte und ich zugegebener Maßen auch noch etwas mehr über Besmara erfahren wollte, haben wir den Kapitän gebeten, nach den Vermissten suchen zu dürfen. Ich war erstaunt, wie wenig ihm seine Crew wert ist. Ob unser richtiger Kapitän Harrigan genauso denkt? Solange wir in zwei Tagen wieder an Bord sind und ausreichend Wasser auftreiben konnten, dürfen wir auf der Insel aber immerhin tun und lassen, was wir wollen. Wenigstens das, wir können Sandara und den anderen suchen und haben zwei Tage Ruhe vor Butt-Plugg und der menschgewordenen Plage Scourge.
Die Überfahrt zur Insel war das erste Kommando des zukünftigen Piratenfürsten Sebahel „Stingray“ Sommar! Das mir anvertraute Rettungsboot trägt ab sofort den Namen „Stingray’s Rise“. Nachdem ich mich am Mast postiert und mit meinem glanzvollen Rapier den Kurs gewiesen hatte, musste ich allerdings feststellen, dass Matrose Addron Russale sehr störrig ist. Nur weil sich der feine Herr Barbar gestern mal gewaschen hat, wollte er wohl eine extra Einladung zum Rudern. Als guter Kapitän weiß ich natürlich, wie ich meine Crew anzupacken habe. Da ich Addron nicht gleich meine harte Hand spüren lassen wollte – ihm zuliebe vor allem nicht vor den anderen – habe ich seine körperliche Attacke einfach mal großzügig ignoriert. Letztendlich kocht er auch nur mit dem Wasser, und das wohl auch nur, wenn wir unter meinem Kommando welches finden. Wenn ich erst einmal Kapitän eines großen Piratenschiffes bin und er sich mir gegenüber ordentlich verhalten hat, kann ich mir trotz allem vorstellen, ihm einen einflussreichen Offiziersrang anzubieten.

Nachdem ich als Kapitän die fremde Insel standesgemäß als erster betreten habe, machten wir uns direkt auf den Weg, Wasser und die Vermissten zu finden.

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